Berufsorientierung orientierungslos

Das Land Niedersachsen muss bei der Berufsorientierung in den Schulen neue Wege gehen und bewährte Projekte weiterverfolgen.

Den Forderungen des Handwerks und der Wirtschaft nach gut ausgebildeten Fachkräften nachkommend, hat die Landesregierung die Bedeutung der Berufsorientierung in der Schule erkannt. Das ist nicht zuletzt an den beiden Erlassen „Berufliche Orientierung an allgemeinbildenden Schulen“ und „Die Arbeit in den Schuljahrgängen 5-10 an der IGS“ abzulesen. Doch wieder einmal scheinen die Folgen der Umsetzung nicht zu Ende gedacht zu sein, so dass man denken könnte: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht.

Berufsorientierung bedeutet aus unserer Sicht, den breiten Blumenstrauß beruflicher Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten, den die Wirtschaft bietet, aufzuzeigen und erlebbar zu machen. Hier sind Berufsorientierungsprofis gefragt, welche die Angebote und Anforderungen von Handwerk und Wirtschaft kennen und um die Leistungsprofile der einzelnen Schulformen wissen. Fachkräfte aus der Wirtschaft, dem Handwerk oder aus dem Personalsektor sind hier die richtigen, um Schüler*innen Orientierung und bestenfalls Selbstständigkeit zu geben. Durch das gewählte Vorgehen, die Aufgabe der Berufsorientierung dem bestehenden Lehrkörper mit zu übertragen, sind einer halbherzigen Beratung bei gleichzeitigem Wegfall von anderen Unterrichtsinhalten Tür und Tor geöffnet.

Es ist für uns inhaltlich nicht nachvollziehbar, warum man das Projekt der Berufseinstiegsbegleiter an den HS/RS/Oberschule eingestellt hat, obwohl es genau den angestrebten Erfolg zeigte: Die individuelle Berufseinstiegsbegleitung. Sie ist eine verlässliche Anlauf- und Informationsstelle für die SuS und bietet benachteiligten Schüler*innen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Nachvollziehbar wird das Vorgehen des MK nur dann, wenn man die finanzielle Ebene mit betrachtet. Natürlich kostet die Berufsorientierung Geld. Aber es ist Geld, dass dem Fachkräftemangel der Wirtschaft entgegenwirkt und damit einen wesentliche Erfolgsbaustein für eine Leistungs- und zukunftsfähige niedersächsische Wirtschaft legt. Warum dann mit dem Erlass nicht auch die notwendigen Personal- und Sachmittel im Landeshaushalt geordnet wurden, ist mit lauteren Gründen nicht erklärbar.

Im Ergebnis geht das MK damit bewusst das Risiko ein, dass die Berufsorientierung ihr Ziel verfehlt und gleichzeitig durch Wegfall von Lehrinhalten das von der Wirtschaft schon jetzt beklagte Bildungsniveau weiter sinkt.

Wir fordern daher, der Berufsorientierung eine zukunftsweisende Richtung zu geben, bei der die folgenden Fragen helfen sollen:

  • Warum stellt man für die Berufsorientierung nicht zusätzliche Fachleute ein? Man könnte dem Lehrermangel entgegenwirken.
  • Warum hält man nicht an solch einem bewährten Projekt „Berufseinstiegsbegleitung“ fest? Hier werden Schüler*innen bis zur Berufsausbildung individuell begleitet und unterstützt.

Die Berufsorientierung unserer Kinder sollte nicht nur auf dem Papier eine wichtige Rolle spielen. Das Land muss das Geld in die Hand nehmen und unseren Kindern eine berufliche Zukunft geben. Dies ist in Zeiten von Fachkräftemangel wichtiger denn je. Handeln Sie !
 
Euer
Bildungsblock – weil Bildung eine Lobby braucht!

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